Am Freitag wurden fünf Lehrer des Budapester Kölcsey-Ferenc-Gymnasiums mit sofortiger Wirkung entlassen, weil sie sich im September mehrmals – dem Prinzip des zivilen Ungehorsams folgend – jeweils einen Tag lang weigerten zu unterrichten.
Im Gegensatz zum Streik ist der zivile Ungehorsam eine Form der Arbeitsniederlegung, die in Ungarn nicht gesetzlich geregelt ist. Die Lehrer protestierten mit der Arbeitsniederlegung gegen ihre niedrigen Löhne, die hohe Arbeitsbelastung und den allgemeinen Zustand des öffentlichen Bildungswesens. Die neuen Streikregeln für Lehrer – vom Innenministerium, das neuerdings in Ungarn auch für die Bildung zuständig ist, ausgearbeitet – machen es praktisch unmöglich, wirklichen Druck auszuüben, da das Niveau der neben dem Streik verpflichtend zu erbringenden Mindestunterrichtsleistung so hoch ist, dass sie der normalen Arbeit kaum nachsteht.
Seit den Entlassungen in der vergangenen Woche hat es bereits mehrere Demonstrationen gegeben. Schon am Freitag, am Abend nach der Entlassung der Budapester Lehrer, protestierten Hunderte von Menschen vor der Schule, diesen Montagmorgen wurde um 7.30 Uhr eine Solidaritätsaktion vor der Schule organisiert.
Eine Gruppe von Eltern hat sich ebenfalls zusammengeschlossen und eine Petition an Innenminister Sándor Pintér, den Staatssekretär für Bildung Zoltán Maruzsa und die Leiterin des Klebelsberg-Zentrums Gabriella Hajnal verfasst, um gegen die Entscheidung zu protestieren und die Wiedereinstellung der entlassenen Lehrer zu fordern (1 683 handschriftliche und 2 000 Online-Unterschriften). Sie betonten darin, dass sie nicht die Behörden angreifen, sondern die Lehrer verteidigen und ihre sofortige und straffreie Wiedereinstellung verlangen.
Die Gewerkschaft organisiert am 5. Oktober einen landesweiten Lehrerstreik in öffentlichen Bildungseinrichtungen und um 19 Uhr eine Demonstration vor dem Budapester Parlament für die Zukunft der Beschäftigten im Bildungswesen. Zuvor haben die Schülerorganisationen für 17 Uhr eine Besetzung der Margaretenbrücke angekündigt, ebenfalls zur Unterstützung der Lehrer.
Die aktuellen Proteste sind eine Folge der Vernachlässigung des Bildungswesens, die von der Fidesz-Regierung auf die Spitze getrieben wurde, die staatlich verordneten nationalistischen Lehrinhalte, die unhaltbare Situation in den den Schulen, den enormen Lehrermangel, das geringere Ansehen des Berufs, die erschreckend niedrigen Löhne.
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