Und wieder einmal wird der EU der Schwarze Peter zugeschoben. Die ungarische Regierung hat überraschenderweise verlautbart, dass in Zukunft keine Netzeinspeisung von Photovoltaikanlagen mehr möglich ist. Neue Anlagen dürfen nicht ans Netz angeschlossen werden, solange das Netz nicht ausgebaut ist. Und der Ausbau kann nur erfolgen, wenn die EU Geld dafür gibt. Dementsprechend können nur mehr Inselanlagen errichtet werden.

Für totale Verunsicherung in der Solarbranche hat die unerwartete Ankündigung der Regierung gesorgt, dass diejenigen, die eine neue Solaranlage installieren wollen, die erzeugte Energie nicht mehr ins Netz einspeisen dürfen. Solarmodule erzeugen tagsüber Energie, aber typischerweise ist der Verbrauch in den Haushalten abends am höchsten. Dasselbe gilt für die Jahreszeiten: Im Sommer gibt es viel Sonnenenergie, aber nur sehr wenig im Winter. Bisher wurde der Überschuss automatisch vom Energieversorger aufgekauft, und wenn das Solarpaneel nicht produzierte, zog man die für die Stromversorgung des Hauses benötigte Energie aus dem Netz. Letzteres wird wahrscheinlich auch weiterhin der Fall sein, aber der Überschuss wird vom Netzbetreiber nicht mehr übernommen. Die erzeugte Energie geht dann entweder verloren oder es sind zusätzliche Investitionen in der Höhe von mehreren tausend Euro notwendig (EUR-HUF-Kurs 430), um eine Batterie für die PV-Anlage zu installieren.
Der Regierungssprecher, Gergely Gulyás, versuchte diese unglaubliche Regelung, die ein Affront gegenüber der nötigen Energiewende ist, mit der Aussage zu verkaufen, dass das Verfahren vereinfacht werde und lediglich die Verpflichtung zur Energieübernahme durch den Netzbetreiber ausgesetzt werde, bis EU-Gelder für die Modernisierung des Stromnetzes eingetroffen sind. Durch diesen Schritt sind nicht nur 10.000 Arbeitsplätze in Ungarn gefährdet, es hat auch keinen Sinn mehr, eine PV-Anlage zu errichten. Damit hat Orbán der Energiewende – nach Regelungen gegen Windkraft: Es müssen Abstände mit Windrädern zu Wohngebieten von mehreren Kilometern eingehalten werden, die in keinem Teil Ungarns eingehalten werden können – einen weiteren heftigen Tritt versetzt. Eine völlig unverständliche Entscheidung, wenn man außerdem weiß, dass Ungarn rund 40% des verwendeten Stromes importieren muss. Und das ausschließlich tagsüber.
Quellen: HírTV – https://hirtv.hu/napi_aktualis/valtozas-jon-a-napelemeknel-a-meg-elo-nem-jegyzett-igenyek-kapcsan-fognak-a-szabalyokon-valtoztatni-2556402