Heute, am 17. November 2021, wurden in Ungarn 10.265 Covid-Neuinfektionen verzeichnet, 178 Todesfälle, 5852 Personen befinden sich derzeit in Spitalsbehandlung (+41), 565 Personen werden künstliche beatmet (+20 seit gestern). Derzeit gibt es in Ungarn 115.383 aktive Covid-Infektionen (+8789).

Die Zahlen gehen steil nach oben, die Pandemie wütet. 178 Tote pro Tag summieren sich zu 1.000 pro Woche – ein ganzes Dorf -, wenn die Zahlen nicht weiter steigen. Aber das werden sie laut Auskunft der ungarischen Ärztekammer.

Zu den 565 beatmeten Patienten kommen doppelt so viele in kritischem Zustand, die bereits intensivmedizinisch versorgt werden müssten, es gibt aber auch auf ungarischen Intensivstationen keinen Platz mehr.

Insgesamt müssen mehr als 10 % der Neuinfizierten in Spitalsbehandlung, die Notaufnahmen arbeiten auf Hochtouren und ertrinken in Patienten, immer mehr Krankenhausabteilungen werden für die COVID-Versorgung umgerüstet und geöffnet, in diesen Abteilungen tun dann Augenärzte, Urologen, Chirurgen gemeinsam mit Krankenschwestern aus anderen Abteilungen Dienst. Die Intensivstationen sind im ganzen Land voll, obwohl diese immer wieder erweitert werden. In den Nachbarländern Ungarns ist die Zahl der Fälle dramatisch angestiegen, aber in Ungarn selbst gibt es außer einer zuerst gut angelaufenen, aber bald nachlassenden Impfbereitschaft keine nennenswerten Präventivmaßnahmen.

Ministerialerlass als Bankrotterklärung

Der soeben veröffentlichte Ministerialerlass sieht als Mindestanforderung 1 Facharzt, irgendeinen weiteren Arzt und 5 Krankenschwestern pro 20 Intensivbetten vor. In der Verordnung werden keine Kenntnisse genannt, die Krankenschwestern und -pflegern erfüllen müssen. Es wird auch nicht erwähnt, dass Physiotherapeuten, Krankengymnasten und anderes Personal benötigt werden, um die oft übergewichtigen Patienten zu bewegen oder einfach nur zu drehen. Eine Pflegekraft pro 4 Patienten, d. h. 1 Pflegekraft pro Vierbettzimmer. Die Vorgaben im Erlass sind weitab der ärztlichen Standards und Vorschriften und haben mit echter Intensivpflege nichts zu tun. Dieses katastrophale Patienten-Personalverhältnis konnte schon während der vorigen Wellen nicht aufrechterhalten werden und ist auch jetzt zunehmend gefährdet. Das Ergebnis war damals eine sehr hohe Sterblichkeit bei beatmeten Patienten, selbst im internationalen Vergleich, und das wird auch jetzt nicht anders sein.

Das umgruppierte Personal, das nicht anständig untergebracht und in der Betreuung einer anderen Art von Patienten geschult ist, arbeitet rund um in die Uhr und bekommt für die unzähligen Überstunden weniger bezahlt als den üblichen Stundensatz.

In Ungarn dringt noch weniger dieses Kampfes ums Überleben, der hinter Krankenhausmauern geführt wird, in die Öffentlichkeit als anderswo. Darum wird die Pandemie kaum wahrgenommen, auf Sportveranstaltungen, Konzerten, zuletzt auf dem Fidesz-Parteitag, in Restaurants und Nachtclubs gibt es weder Masken noch Zugangsbeschränkungen.

Quellen: Ungarische Ärztekammer, Gewährspersonen

Von Redaktion

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