Immer weniger kostenlose Seezugänge am Balaton
In Balatonaliga behindern Schranken den Zugang zum Balaton und auch Anglern ist es verboten, den Bereich des ehemaligen Urlaubsressorts der kommunistischen Partei zu betreten, der sich heute im Besitz von Firmen des Lőrinc Mészáros und István Tiborcz befindet. Ein ähnliches Schicksal droht nun auch den restlichen Freistränden des Balatons. Sie werden als Partymeile der Polit-Elite genutzt, der Normalbürger soll fernbleiben, so wie zu Zeiten von Kádár und Rákosi.
In Balatonaliga wurden Schranken aufgestellt, obwohl Uferpromenade und Straßen des Clubs Aliga der öffentlichem Hand gehören und für jeden zugänglich sein sollten.
Die rechte Ecke des Hafens ist hier der einzig ausgewiesene Angelplatz in ganz Balatonvilagos. Dieser Bereich war vor 1949 das Zentrum der Ortschaft Aliga, die Ortschaft wurde von Rákosi enteignet und verstaatlicht. Balatonvilagos verlor seine Uferpromenade ans Regime.
Danach wurde der Ort zum Feriendomizil der kommunistischen Parteifunktionäre und wie es scheint möchte die sogenannte NER-Elite („System der nationalen Zusammenarbeit“- also Orbán und Co) nun ebenso, dass das gemeine Fußvolk die wohlverdiente Ferienidylle der Politgesellschaft nicht stört. Der Club Aliga befindet sich seit Januar 2019 im Besitz der Appeninn Holding Nyrt, die im Interesse von Lörinc Meszaros und Istvan Tiborcz agiert.

Das ehemalige Parteirefugium ist vielleicht das letzte noch vollständig erhaltene Ferienanlage aus der kommunistischen Ära in der Balaton-Region und wurde von Apenninn für 4,4 Mrd HUF gekauft (rund 12 Mio. EUR). Inzwischen schwinden die frei zugänglichen Strände am Balaton: Im Jahr 2018 waren es nur noch 20 Ortschaften, in denen man kostenlos im Balaton baden gehen konnte und die Anzahl der Orte sinkt weiter.
Eine neue Regelung beispielsweise, ermöglicht den Bau von Luxusapartments auf ehemaligen Campingplätzen, eindeutig damit die ärmeren Schichten von dort verdrängt werden. Jüngst erst wurde ein Ferienhausmonstrum verhindert, für das man sogar die Bauordnung geändert hatte. Die größten Investoren hier sind Lőrinc Mészáros und István Tiborcz, der gute Freund Orbáns und sein Schwiegersohn. Sie besaßen vor Corona bereits 14 Campingplätze, 10 Hotels sowie Weingüter, einen Hafen und einen Golfplatz rund um den Balaton.
In Keszthely, am südwestlichen Ende des Sees, gibt es überhaupt keinen kostenlosen Strand mehr, nachdem der Stadtrat auf Vorschlag des stellvertretenden Fidesz-Bürgermeisters, am letzten öffentlichen Strandabschnitt die Errichtung eines Hundeerlebnisparks genehmigt hatte.